Der dritte Neuzeit Talk! Zu Gast waren wir, Susanne Stock - Moveo und ich - Neuzeit, zwei Solo Entrepreneure, die im Beratungssegment tätig sind.
Wie so oft ist unser Blick auf den Kunden gerichtet. Was sind seine Bedürfnisse, was sind die Entwicklungen, was wird gerade gebraucht. Dabei vergessen wir häufig, dass sich diese Fragen auch für uns selber stellen, weshalb wir Einblick in unsere Branche geben wollten.
Wie haben wir denn die Coroan Krise er- und durchlebt?
Kurz vor dem Lock Down war ich noch in Frankfurt bei Susanne und konnte zusammen mit ihr beobachten, wie nach und nach unsere Termine abgesagt wurden. Sehr schnell haben wir auf die sich verändernde Situation reagiert. In der ersten Phase haben wir uns fit gemacht im Umgang mit virtuellen Tools. Freunde und Familie mussten für Testzwecke herhalten. Wir haben mehrfach täglich telefoniert, um uns über die neusten Entwicklungen auszutauschen, Trost bei der anderen zu finden, uns zu motivieren und den Weg jetzt weiter zu gehen.
Unsere Schreibtische quollen über von Zetteln, Post It´s, To Do-Listen und so chaotisch, wie es auf den Tischen aussah, sah es auch in unseren Köpfen aus.
Um 21:00 Uhr sind wir todmüde ins Bett gefallen, um schlagartig morgens um 5 Uhr wieder hellwach zu sein und weiter zu machen.
Viele Stunden verbrachten wir vor dem Bildschirm, virtuelle Coachings und Beratungen, Austausch mit Kollegen, Kontakt zu Freunden und der Familie – auch virtuell.
Gefreut hat uns die große Solidarität, welche zwischen Kolleginnen und Kollegen. Wissen wurde schnell und kostenlos zur Verfügung gestellt. Jeder zeigte sich mit seinen Fähigkeiten und es spielte keine Rolle, ob man sich kannte oder gerade erst im virtuellen Raum kennen lernte. Alle verband dasselbe Ziel: Wir werden auf jeden Fall gut durch die Krise kommen!
In der zweiten Phase kam die Ernüchterung und die Erkenntnis, dass dieses Tempo bzw. die Schlagzahl nicht dauerhaft zu halten ist und vor allem die Frage: Was bitte tun wir da gerade???!!! Bin ich noch wirksam oder nur in operativer Hektik unterwegs? Ich bin bewusst einen Tag ausgestiegen und habe alle Devices ausgeschaltet. Das Innehalten und hineinhören in mich, bei einem langen Spaziergang mit unserer Hündin Maiya hat dazu geführt, dass mir klar wurde, dass nun der Moment gekommen ist, sich wieder stärker auf sich zu konzentrieren und weniger auf das Außen. Die eigenen Ziele wieder fokussieren, das Neue integrieren und das eigene Tempo finden.
Als erstes habe ich den Schreibtisch aufgeräumt und alle To Do´s auf Post It´s übertragen. Diese habe ich sichtbar auf eine große Wand geklebt und nach Schwerpunkten sortiert. Die äußere Ordnung hat zur inneren Ordnung geführt und es war nun ein Leichtes, Prioritäten zu setzen und die Energie wieder voll auf das zu richten, mit dem ich beschäftigt war.
Bei Susanne lief es sehr ähnlich. Sie konzentrierte sich in der zweiten Phase sehr stark darauf, eine internationale Fortbildungsreihe auf ein virtuelles Format umzustellen. Unsere Wirksamkeit nahm schlagartig wieder zu.
Jetzt, in der dritten Phase gibt es bereits eine neue Normalität. Sie ist hybrid. Erste Kontakte beim Kunden vor Ort finden statt, Workshops werden zaghaft für den Herbst geplant, zeitgleich arbeiten wir aber noch virtuell und: wir finden es gut!
Virtuelles Arbeiten hat bei uns dazu geführt, dass wir noch klarer und stringenter geworden sind. Die Onlineformate erfordern eine direktivere Moderation und wir sprechen schwierige Situationen und Themen schneller an.
Durch das Wegfallen der Reisezeit können wir Prozesse inhaltlich stärker begleiten und somit unsere Wirksamkeit steigern. Die gewonnene Freizeit schenkte uns mehr Zeit zur Regeneration, aber vor allem für Räume um kreativ neue Ideen zu entwickeln.
Wir ziehen für uns als Solo Entrepreneure das Resümee, das wir genauso wie unsere Kunden durch schnelles Reagieren, finanziellen Invest, Kooperation und Netzwerkarbeit, in Bewegung bleiben und nicht in eine Starre verfallen. Der Mut und das Wissen auch mit Ideen scheitern zu können, hat uns letztendlich bislang gut die Krise gebracht.
Wir wollen viel dafür tun, dass wir die für uns positiven Seiten der Krise weiterentwickeln können.